Der Männergesangverein Föhr-West
Angeregt vom "frischen und fröhlichen Sängertum" gründeten am 22. Okt. 1896 neun Männer aus Oldsum und Toftum den "Westerlandföhrer Männergesangverein von 1896". Der Verein legte schnell an Mitgliederstärke zu, und so konnte schon im November 1896, unter der Leitung von Lehrer Philipsen aus Utersum, ein geregelter Übungsbetrieb aufgenommen werden . Man traf sich wöchentlich zur Probe, und am Heiligabend des gleichen Jahres wurden zwei Weihnachtslieder im Verlauf der Christvesper vorgetragen.
Ein fester Bestandteil des Vereinslebens, sind der "Gemütliche Abend "(friesisch=gemüütelk iinj), der im Februar 1897 zum erstenmal stattfand, und die alljährlichen Ausflüge und Kutschfahrten. Im Jahre 1910 endete ein Ausflug zur Nachbarinsel Amrum damit, daß wegen eines plötzlich aufkommenden Sturmes, die Rückfahrt mit der Pferdekutsche über das Watt unmöglich wurde. Aufgrund des aufkeimenden Unmuts, sprach der am Ausflug teilnehmende Vereinswirt ein "Machtwort". Er sagte: "Ich bin als Segelschiff-Kapitän viele Jahre auf allen Weltmeeren herumgefahren und mit heiler Haut davongekommen, und ich will nun nicht zwischen Föhr und Amrum auf einem Pferdefuhrwerk versaufen!" Das hatte gesessen. Es wurde auf Amrum übernachtet, und am nächste Tag kehrten alle wohlbehalten nach Föhr zurück.
Der Anfang des 1.Weltkrieges 1914-18 beendete die Singtätigkeit schlagartig, und erst um 1920 wurde versucht, sie wieder aufleben zu lassen. Erst 1927 konnte in Oldsum wieder ein Bundessängerfest veranstaltet werden. Die in diesen Jahren durchgeführten Veranstaltungen litten unter Besuchermangel. Inflation und Weltwirtschaftskrise gingen auch an Föhr nicht spurlos vorbei. Die Zeit des Nazionalsozialismus wirkte sich auch auf den Chorbetrieb aus. Trotz vieler Schwierigkeiten, wurde bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 weiter gesungen. Während der Kriegsjahre lag der Verein darnieder. Im November 1946 wurde ein Neuanfang diskutiert und da viele junge Sänger dem Verein beitreten wollten, entschloss man sich, mit den wöchentlichen Übungsabenden zu beginnen. Als Chorleiter konnte der Lehrer Nis Tholund gewonnen werden. Im Frühjahr 1947 wurde wieder ein "Gemütlicher Abend" veranstaltet. Dabei wurde nachträglich das 50jährige Chorjubiläum gefeiert. Der Kaffee für die Kaffeetafel stammte aus Geschenkpaketen aus den USA. Denn echter Bohnenkaffee wurde zu dieser Zeit in Deutschland fast mit Gold aufgewogen.
Entsprechend des wirtschaftlichen Aufschwungs, entwickelte sich auch der Gesangverein zum Positiven. Krankheitsbedingt musste Nis Tholund sein Amt als Chorleiter niederlegen. Es dauerte bis zum Jahre 1955, bis der Taktstock wieder in feste Hände genommen wurde. Harald Nissen, der als Lehrer an die Oldsumer Schule gekommen war, übernahm das Amt des Chorleiters. Dies war für den Chor ein Glücksfall wie man ihn nur selten erlebt. Ausgestattet mit einem grossen musikalischen und pädagogischen Einfühlungsvermögen führte Harald Nissen den Chor, zu einem für Laienchöre, hohen Leistungsstand. Im Jahre 1997 endete die Aera Nissen. Nach 42 Jahren engagierter, manchmal bis an die Grenzen seiner Kraft reichenden, Tätigkeit, legte Harald Nissen die Verantwortung als Chorleiter in jüngere Hände. Seit dieser Zeit bestimmt Roluf Hennig aus Utersum die musikalischen Geschicke des "MGV Föhr-West".
Anlässlich des 100jährigen Bestehens im Jahre 1996, wurde dem Verein die "ZELTER-PLAKETTE" verliehen. Diese vom Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deustchland gestiftete Plakette ist die höchste Auszeichnung, welche einem Gesangverein verliehen werden kann. Zum gleichen Anlass wurde eine Festschrift erstellt, welche den Werdegang des "MGV Föhr-West" darstellt. Desgleichen wurde ein kleiner Teil des Lied-Repertoirs auf Tonträger(CD,MC) gebannt. (Festschrift und Tonträger sind in den SPAR-Märkten in Oldsum und Utersum erhältlich)
Das der Chor auch ungetrübt in die Zukunft sehen kann, ist aus den Mitgliederzahlen zu ersehen. Zur Zeit zählt der Verein 53 aktive und 54 passive Mitglieder. Aus dem Kulturleben der Insel Föhr, vor allem dem Westteil, ist der Chor nicht wegzudenken. Auftritte in Veranstaltungen für den Fremdenverkehr, bei Kirchenkonzerten, im Rahmen von Gottesdiensten zu Weihnachten und Konfirmation, dem "Inselsingen der Föhrer Chöre" und "Frisia Cantat"(dies ist ein Treffen der friesisch singenden Chöre von Föhr und Amrum) spiegeln die vielfältige Tätigkeit des Gesangvereins wieder.
Die Dirigenten des MGV Föhr-West
Hans Andreas Philippsen | 1896 - 1900 |
Max Schmidt | 1900 - 1902 |
August Wernecke | 1902 - 1906 |
Hans Matthiesen | 1906 - 1911 |
Cornelius Olufs | 1911 - 1935 |
Heinrich Ketelsen | 1935 - 1940 |
Nis Tholund | 1946 - 1952 |
Heinrich Ketelsen | 1952 - 1953 |
Friedrich "Fiete" Nissen | 1953 - 1955 |
Harald Nissen | 1955 - 1996 |
Roluf Hennig | seit 1996 |
Vorsitzende des MGV Föhr-West
Heinrich Braasch | 1896 - 1897 |
Peter Friedrich Petersen | 1897 - 1900 |
Johannes Früdden | 1900 - 1902 |
Meinert Friedrichs | 1902 - 1903 |
Früd Braren | 1903 - 1904 |
Lorenz Rickmers | 1904 - 1905 |
Tönis Jappen | 1905 - 1906 |
Hinrich Flor | 1906 - 1946 |
Erich Riewerts | 1947 - 1954 |
Ernst Nickelsen | 1954 - 1959 |
Oluf Arfsten | 1959 - 1967 |
Julius Nickelsen | 1967 - 1990 |
Paul Bahns | 1990 - 2004 |
Hark Riewerts | 2004 - 2018 |
Jan Nahmen Ketelsen | seit 2018 |
Ansprechpartner: Mail Roluf Hennig