Geschichtliche Entwicklung von Oldsum auf Föhr
Oldsum liegt im nordwestlichen Bereich der Insel Föhr, unmittelbar auf dem nördlichen Rand des Föhrer Geestkernes. Das sogenannte "Langdorf" besteht aus den Ortsteilen Oldsum, Klintum und Toftum. Obwohl mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, das Oldsum zu den vorgeschichtlichen Siedlungsstätten auf Föhr gehört, beginnt die "geschriebene Geschichte" des Dorfes erst im Mittelalter. Einen Überblick über die Dörfer aus Föhr um die Mitte des 15.Jahrhunderts gibt das "LIBERCENSUALIS EPISCOPI SLESWICENSIS", dessen Abfassung im wesentlichen auf die Jahre 1462/64 zurückgeht. Darin wird Oldsum unter dem Namen ULNERSUM geführt. Eine weitere Aufzählung der Orte ist dann in dem "Zinsbuch des Schleswiger Bischof" aus dem Jahre 1509 erfolgt. Dort ist Oldsum unter dem Namen ALNERSUM verzeichnet. 1462 sind die Namen Klintum und Toftum noch nicht genannt. Toftum ist dann im Jahre 1509 in dem vorgenannten "Zinsbuch", mit dem Namen TUFTUM aufgeführt. Es ist daher anzunehmen, daß der Ortsteil Klintum eine der jüngsten Aussiedlungen auf Föhr ist.
Woher der Name Oldsum -friesisch OLERSEM- stammt, ist nicht eindeutig zu belegen. Wahrscheinlich ist er aus einem Personennamen entstanden. Möglicherweise von einem Stammesführer o. ae. Klintum -friesisch KLANTEM- wird seinen Namen von der langen schmalen Anhöhe erhalten haben, auf dem das Dorf gebaut wurde."Klint" heisst in der friesischen Sprache "KLANT" und bedeutet etwa Kante bzw. Kliff. Der Name Toftum -friesisch TAFTEM- stammt von der Bezeichnung "Toft" für Hofplatz her. Als Toft bzw. -friesich TAFT-, wird ein eingefriedeter Acker in der Nähe des Dorfes bezeichnet. Mit Ausnahme der Orte WYK, GOTING und SÜDERENDE haben alle Orte auf Föhr die Namensendung -UM- friesisch -EM-. Diese Endung ist wahrscheinlich dem dem nordischen HEIMR = Heim zuzuordnen.
Die Siedlungsform des Dorfes Oldsum ist eine Mischung aus einem Haufen- und Reihendorf. Der südliche Teil von Oldsum und der Ortsteil Toftum haben die Form eines Haufendorfes, während der nördliche Teil von Oldsum und der Ortsteil Klintum die typische Form eines Reihendorfes aufweisen, wobei die dicht zusammen liegenden Häusergruppen, von einem engmaschigen Wegenetz durchzogen sind. Die überwiegend enge Bebauung , findet eine Erklärung in der Bedeutung des Wetterschutzes für die Gebäude, die in früherer Zeit bei Weitem nicht die Standfestigkeit hatten, wie dies heute der Fall ist. Als Siedlungsplatz hatte Oldsum eine sehr günstige Lage. Im Norden reichte die Marsch bis unmittelbar an das Dorf heran. Bis zur Eindeichung der Föhrer Marsch am Ende des 15. Jahrhunderts, hat es wahrscheinlich eine schiffbare Verbindung zur Nordsee gegeben. Südlich des Dorfes befinden sich die fruchtbarsten Ackerböden der ganzen Insel. Dadurch waren sehr gute Voraussetzungen für die Bewirtschaftung des Landes gegeben, die zunächst in der Form von Feldgemeinschaften durchgeführt wurde, und danach, nachdem auf Föhr in der Zeit von 1772 bis 1803 eine Landaufteilung stattgefunden hatte, die Landwirtschaft wesentlich effektvoller in Form von Einzelbetrieben betrieben werden konnte.
Wenngleich die Insel Föhr im früherer Zeit wesentlich größere Ausdehnung als heute hatte, ist sie dennoch niemals in der Lage gewesen, mit den Erträgen aus der Landwirtschaft, alle Einwohner zu ernähren. Andere Erwerbsmöglichkeiten waren kaum vorhanden. Es lag in daher nahe, daß die männliche Bevölkerung sich der Seefahrt zugewandt hat. Besonders als um das Jahr 1600 von englischen und holländischen Seefahrern riesige Bestände an Walfischen und Robben im nördlichen Eismeer bei Grönland und Spitzbergen entdeckt wurden, haben viele Männer auf diesen Walfangflotten angeheuert um an diesen, oft sehr gefährlichen, Fangreisen teilzunehmen. Aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung waren Föhrer Seeleute bei den Reedereien im In- und Ausland sehr begehrt. Auch aus Oldsum sind, über die Grenzen der Insel Föhr hinaus, bekannte Kapitäne und Kommandeure von Walfangschiffen in die Analen der Föhrer Seefahrtgeschichte eingegangen. Der bekannteste davon ist Matthias Peters -1632-1706 aus Oldsum, dem es mit seiner Mannschaft gelang 373 Wale zu erlegen. Diesem ungewöhnlichen Erfolg verdankte er seinen Beinamen "Der glückliche Matthias". Doch über die 200jährige Geschichte des Walfangs wird noch an anderer Stelle berichtet werden.